In diesem Beitrag geht es nicht darum dein Leben aufs Spiel zu setzen, sondern in deinem Leben spielerisch(er) Entscheidungen zu treffen.

Wie Entscheidungen zustande kommen

Wir sind alle seit klein auf bestens trainiert, unsere Entscheidungen so rational wie möglich zu treffen. Das Für und Wider abzuwägen, Argumente zu suchen und anzubringen. Das bringt auch Ergebnisse, klar und es ist in vielen Situationen sinnvoll, z.B. beim Kauf einer Waschmaschine.

Ideengeschichtlich hat das stark betonte „rationale“ Denken eine lange Tradition in unserer westlichen Kultur und ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Gefühle, Emotionen, Gespür, Intuition wurden und werden oft sehr kritisch betrachtet und (immer noch) meistens Frauen zugeschrieben.

Problemlos können wir unser ganzes Leben „ganz rational“ leben.

Meinen wir.

Die Wissenschaft ist inzwischen weiter. Währenddessen ist bekannt, dass unser Kopf-Gehirn, dem wir so lange eine zentrale Rolle bei der Entscheidungsfindung zugesprochen haben, gar nicht so funktioniert, wie wir denken(!). Denn es existiert ein zweites Gehirn, das sogenannte „Bauchgehirn“.

„Dieses ‚zweite Gehirn‘, so haben Neurowissenschaftler herausgefunden, ist ein Spiegelbild des Kopfhirns – Zelltypen, Wirkstoffe und Rezeptoren sind exakt gleich. Wissenschaftler der Tiermedizinischen Hochschule Hannover stimulierten lebende Nervenzellen aus der Bauchregion von Tieren mit Strom und chemischen Stoffen. Sie fanden dabei heraus, dass das „Bauchhirn“ auch Erinnerungen speichern kann, denn es verwendet die gleichen Botenstoffe wie das Kopfhirn und steht mit diesem in ständiger Verbindung.

Die Empfindungen und Reaktionen des Bauchhirns werden permanent zu 90 Prozent ins Kopfhirn gemeldet und dort in einem bestimmten Bereich gespeichert und ausgewertet. Der Informationsaustausch vom Kopfhirn Richtung Bauch ist dagegen sehr gering, nur zehn Prozent.

Für mein Thema kommt eine zweite Erkenntnis hinzu:

Neueste Forschungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften zeigen, dass der Mensch neben dem rationalen Entscheidungssystem, das mit bewussten Prozessen verbunden ist, auch über ein Entscheidungssystem, das mit Gefühlen und körperlichen Empfindungen verbunden ist, verfügt.http://www.gesundheit.de/medizin/psychologie/psychologische-fragen/das-unterbewusstsein-wie-beeinflusst-es-unsere-entscheidungen

Das sogenannte Unbewusste nimmt eine Vielzahl an Informationen auf, die dem Bewussten nicht zugänglich sind. Und speichert vor allem unsere Gefühle und Erfahrungen.

Das bedeutet, dass wir Menschen, wenn wir komplexe Entscheidungen treffen wollen, mit dem Kopfgehirn alleine dazu nicht wirklich in der Lage sind. Denn diesem stehen nicht ausreichend Informationen zur Verfügung, sondern wir benötigen die Hilfe des Bauchgehirns, um in unserem Sinne (für uns) entscheiden zu können.

Alltagssprachlich fallen Begriffe wie „da hatte ich so ein Gefühl“ oder „mein Bauch sagt mir da etwas ganz anderes“. Wir sagen: „ich fühle mich nicht wohl mit einer Überlegung/Entscheidung“ und fassen uns instinktiv an den Bauch. Oder wir sprechen von einer „inneren Stimme“ oder einer „intuitiven Entscheidung“, die wir nicht näher benennen können und erleben, ohne begründen zu können, dass diese Entscheidung zutreffend war und ist. Bis hin zu „Impulsen“, die, wenn wir uns trauen, ihnen zu folgen, eine erstaunlich hohe Trefferquote haben (übrigens nicht zu verwechseln mit einem impulsiven Handeln!).

Wir haben in solchen Situationen Informationen unseres Bauchgehirns wahrgenommen und folgten ihr in der Entscheidungsfindung.

Entscheidungen, die unser Leben betreffen

Wenn es jetzt darum geht zu entscheiden, wie will ich leben, was macht mich glücklich, was will ich wirklich, was ist meine Berufung – dann ist es gut, die Informationen des Bauchgehirn (auch) zu nutzen.

Da können wir nicht so vorgehen, wie beim Kauf besagter Waschmaschine. Denn dort geht es um den Vergleich von Angeboten, meinem Budget und meinem Bedarf. Und da kann ich in der Regel nur begrenzt auf Erfahrungswissen zurückgreifen …

Willst du aber z.B. herausfinden, was du wirklich willst, braucht es eine andere Herangehensweise, die das Wissen deines Bauchgehirns mit einbezieht. Dieses Wissen lässt sich eben nicht auf rationalen Wegen entdecken.

Spielerisch Entscheidungen treffen

Warum spielerisch?

Im Spiel erhalten wir den Freiraum, den wir brauchen, um zu erkunden, wer wir sind. Wir lösen uns aus alltäglichen Fixierungen, weiten unseren Bezugsrahmen, verändern die Perspektive.

Nur das Spielen öffnet Räume für Kreativität. Möglichkeiten werden da am besten erprobt und Potenziale da am besten entfaltet, wo Menschen spielen, bez. miteinander spielen (in Abwandlung eines Zitates von Gerald Hüther http://www.gerald-huether.de/).

Mit anderen Worten: Es geht darum das Wissen deines zweiten Gehirnes (Bauchgehirnes) zum Lösen deiner Frage(n) mit einzubeziehen.

Vor Beginn

Bevor ich dir eine Möglichkeit erkläre, wie du dich dir spielerisch persönlichen Lebensentscheidungen nähern kannst, ist vorab ein Schritt sinnvoll.

Der erste Schritt wäre zu spüren, dass in dir ein solches Anliegen existiert. Dann geht es darum herauszufinden, worauf sich dein Anliegen bezieht.

An einem Beispiel möchte ich dir das in diesem Beitrag verdeutlichen. Vielleicht gehörst zu den Menschen, die zum Ende des Jahres anfangen darüber nachzudenken: Wie war dieses Jahr so und was wünsche ich mir von dem neuen Jahr für mich persönlich?

Wenn dir alle deine Wünsche bewusst wären (und vielleicht hast du viele Wünsche), dann wäre es schwierig zu einer Entscheidung zu kommen. Denn, rein rational betrachtet, gibt es für alle Wünsche mehrere Argumente, zwischen denen du dich nicht wirklich entscheiden kannst. Alles hat ein Für und Wider.

Jetzt kommt der spielerische Ansatz. Ich möchte dir heute einen Weg zeigen, wie du spielerisch Antworten in dir finden kannst. Sozusagen dir selbst Gehör verschaffst.

Spieltipp

Schreibe alle Wünsche die du hast, auf kleine Karten (DIN A 6 ist ein gutes Format, Schmierzettel in der Größe tun es aber auch). Jeder Wunsch erhält eine eigene Karte. Schreibe ihn so konkret wie möglich auf.

Verteile anschließend diese Karten auf einen ausreichend großen Tisch oder lege sie auf den Boden. Und dann  fange an zu spielen.

Entwickle eine Pyramide oder eine Spirale oder ein anderes dir passend erscheinendes Bild. Wichtig ist alleine, dass du priorisierst. Nach oben oder in die Mitte kommen die Karten, die dich am meisten anziehen. Alle anderen Karten legst du in absteigender Bedeutung an. An erster Stelle können eine oder mehrere Karten liegen.

Spiele so lange, bis das Bild stimmig ist, also Kopf und Bauch übereinstimmen. Vielleicht hüpft dein Herz, bei dem einen oder anderen Wunsch. Dann gehört er sicher ganz weit nach oben. Versuche jegliche Bewertung heraus zu lassen. Das Auswahlkriterium, wohin welche Karte kommt, sind Stimmigkeit, Freude, ein Gefühl von Lebendigkeit. Das erfährst du durch das ausprobieren.

Spiele absichtslos, nur mit der Lust am spielen und entdecken. Das Ziel ist Übereinstimmung.

Es kann sinnvoll sein, zwischendurch Pausen zu machen, die Karten ruhen zu lassen, etwas anderes zu tun und dann weiter zu spielen.

Das Ergebnis sind die wirklich wichtigen Wünsche/Herzenswünsche. Ziel ist es, deine Herzenswünsche zu identifizieren, ihnen ein Stück näher zu kommen.

Erst wenn dein Bild „steht“, kannst du anfangen darüber nachzudenken, wie du diese ausgewählten Wünsche in konkrete Ziele verwandeln kannst, damit sie auch Wirklichkeit werden.

Du kannst diese Methode auch mit anderen dir persönlich wichtigen Themen spielen.

Ich wünsche dir viel Spaß beim entdecken, was dir wirklich wichtig ist.

Was immer du vorhast – spiele – ganz ernsthaft!

 

P.S. Wenn es bei dir darum geht, sich beruflichen Fragestellungen zu nähern, weil du dort herausfinden möchtest, was du wirklich wirklich willst, dann ist das von mir entwickelte Wesenskernspiel vielleicht das richtige. Da nähern wir uns auf spielerische Weise diesen Fragen.