Einige der Menschen, die zu mir ins Coaching kommen, kennen es gut. Die „Ja, aber“ – Antworten, laut ausgesprochen oder innerlich als leiser, kritischer Kommentator.
Immer dann, wenn der Bauch denkt, joa, das könnte stimmen, da ist was dran. Und der Verstand laut ruft: Ja, aber.
Dann passiert es: Ich kritisiere mich selbst. Insbesondere Menschen mit hohem Können und/oder hohen Ansprüchen an sich selbst, wissen, wovon ich spreche.
In diesem Beitrag lade ich dich ein, dir einmal selbst zuzuhören und zu verstehen, warum diese kritischen Kommentare, diese „Ja, aber“, wesentliche Hinweisgeber für dich sein können. Insbesondere dann, wenn du dich in einer beruflichen Neuorientierung befindest und deine Vision suchst.
Ein Teufelskreis der Kritik?
Alle von uns kennen es, etwas ist schiefgelaufen. Mir ist ein Fehler unterlaufen. In dem Moment, wo ich es bemerke und ggf. überlege, was ich jetzt am besten mache, taucht sie auf: die innere Kritiker:in.
Sie kommentiert:
➡️ Typisch ich
➡️ Das kann nur mir passieren
➡️ Wie konnte ich nur
➡️Wieso habe ich nicht an … gedacht
➡️ …
Diese Stimme kommentiert und kommentiert und es ist wirklich unangenehm ihr zuzuhören. Also drücke ich sie weg, jedes Mal. Aber sie ist zäh und gibt so schnell nicht auf.
Als Nächstes kritisiert sie mich, dass ich nicht souveräner mit meinem Versagen umgegangen bin. Ich drücke sie wieder weg.
Mundtot gemacht, merke ich nach einiger Zeit, dass ich irgendwie niedergeschlagen oder traurig bin. Vielleicht tauchen auch noch andere Gefühle auf.
Dir wird dein Verhalten bewusst und die nächste Stufe ist erreicht und die innere Kritiker:in wählt einen weiteren Weg, um auf sich aufmerksam zu machen, denn jetzt kritisiere ich mich dafür, dass ich mich kritisiere …
Stop!
Wahrzunehmen, dass du dich kritisierst, ist ein erster großer wichtiger Schritt.
Es bedeutet, du hast schon ein Bewusstsein dafür, wie du dich dir gegenüber verhältst. Es ist großartig, dass du das bemerkst!
Wichtig ist zu verstehen: Sich selbst zu kritisieren, hat in aller Regel eine Geschichte. Frühe negative Kommentare in deinem Leben über dich (Elternhaus, Schule, etc.). Hohe Erwartungen, die (warum auch immer) nicht erfüllt wurden, u. v. m.
Zwei Seiten der Selbstkritik
Selbstkritik hat immer zwei Seiten. Einen destruktiven, der uns herunterzieht. Aber sie ist auch eine wichtige Hinweisgeberin. Diese sind in der Kritik begleitenden Gefühlen (einem oder mehreren) enthalten.
Gefühle sind lebendige Teile unserer selbst. Eine einzigartige Einrichtung der Natur, mit dir selbst, anderen Menschen und der Welt zu interagieren.
Wir versuchen zwar immer wieder, Gefühle wegzudrücken, aber sie gehen nicht einfach weg, wenn man sie nur lange genug ignoriert. Sie arbeiten im Hintergrund weiter und versuchen sich doch noch irgendwie Gehör zu verschaffen.
Ihr oberstes Prinzip lautet: Ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen und ich melde mich, denn das ist mein Job. Ich will, dass du mir zuhörst.
Das ist wichtig zu verstehen: du hast Gefühle.
Wer ist aber motiviert, einer kritischen Stimme zuzuhören? Wer mag, sich mit unangenehmen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen?
Welchen Sinn hat diese Stimme und hat sie einen? Insbesondere im Rahmen einer beruflichen Neuorientierung?
Befreit aus dem Schattendasein
Was wäre, wenn du stattdessen diese innere Kritiker:in aus ihrem Schattendasein befreien würdest? Ihr einmal zuzuhören, statt sie wegzudrücken? Dazu habe ich ein Gedicht geschrieben, das diese Thematik beleuchtet: Befreit.
Kritische Stimmen verlieren an Wucht, wenn man ihnen zuhört, sie auf ihre eigentliche Botschaft befragt. Sie sind so laut, weil sie gehört werden wollen. Das bedeutet nicht, dass automatisch das, was sie zusagen haben, sehr dramatisch ist. *
In jedem Fall braucht es einen mutigen Schritt von dir. Denn noch weißt du nicht, was dir zusagen hat.
Vielleicht will sie sich dich erinnern, dass du gerade
❗️dir wichtigen Werten nicht folgst,
❗️dass du eine Grenze überschritten hast
❗️oder eine Grenze von dir überschritten wurde
❗️vielleicht erinnert sie dich an etwas, was darauf wartet, verstanden zu werden, u. v. m.
Die Kritiker:in in der Visionsentwicklung
Taucht diese Stimme im Rahmen einer beruflichen Neuorientierung auf, wenn es darum geht, deine Vision in die Tat umzusetzen, dann ist es auch hier überaus sinnvoll innezuhalten und zu hören, was sie zu sagen hat.
Sie meldet sich, um dich auf wesentliche Aspekte hinzuweisen. Vielleicht fragt sie:
❓hast du bedacht, welche Folgen dies oder das hat?
❓wie kann das, was du vorhast, im Alltag umgesetzt werden?
❓ hast du ausreichend finanzielle Möglichkeiten?
❓ …
Du kannst ihr zuhören, und Wege finden, sie ins Boot zu holen. Neue Lösungswege kreieren, die dazu führen, dass du dich in Übereinstimmung mit ihr verhältst. Eine neue Beziehung zu ihr, bzw. zu dir aufzubauen.
Fragen, die helfen leichter, spielerischer, mit Selbstkritik umzugehen
✅Gibt es etwas Gutes darin, was ich lernen kann?
✅ Bekomme ich einen neuen Blickwinkel, der mir neue und gute Perspektiven gibt?
Spielerisch bedeutet hier: Stelle dir vor, du findest auf der Straße etwas Ungewöhnliches und du gehst ganz neugierig und wissbegierig darum herum und beschreibst nur das, was du siehst. So kannst du dich deinen kritischen Anteilen nähern.
Ein erster guter Schritt, nach dem einfach nur wahrnehmen, wer in dir spricht, kann sein, diese Sätze aufzuschreiben.
Ein erstes Ziel wäre, Abstand zu gewinnen und aus der Negativspirale auszusteigen. Du hast es in der Hand.
Mache deine innere Kritiker:in zu deiner Freund:in. Sie hat dir etwas Wichtiges zu sagen!
Wie gehst du mit kritischen Stimmen in dir um? Welche Erfahrungen hast du gesammelt? Ich freue mich auf einen Kommentar von dir!
* In der Visionsentwicklung achte ich genau darauf, diese Stimmen ins Boot zu holen. Dein Erfolg hängt davon ab.
*Je nach Erlebtem kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung zu holen, in Form von einem Coaching oder eventuell therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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