„Es ist nicht einfach“ – erzählt mir mein Gegenüber im Kennlerngespräch. „Mich beschäftigt die Frage nach dem, was ich wirklich will, schon lange. Einerseits zieht es mich dorthin, andererseits weiß ich nicht, ob ich eine berufliche Veränderung jetzt wirklich angehen und was genau ich eigentlich will. Es ist ein ständiges hü und hott in mir. Wissen Sie, was ich meine?“ Die Frage liegt auf der Hand: Sind Widerstand und Sehnsucht Geschwister des wirklichen Wollens?
Diese und ähnliche Geschichten höre ich häufig:
➡️ Es gibt so vieles, was mich interessiert. Wie soll ich das alles unterbekommen? Ich will nicht das eine zu Ungunsten von etwas anderem lassen.
➡️ In meiner letzten Stelle habe ich viel zu lange Dinge getan, die ich nicht wirklich mochte. Allerdings habe ich gutes Geld verdient und hatte nette Kolleg:innen. Dann bin ich in einen Burnout gerutscht. Das will ich nicht noch einmal erleben. Was jetzt?
➡️ Aus gesundheitlichen Gründen kann ich meine bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben. Ich habe zwar verschiedene Ideen, die auch früher schon da waren, aber ich weiß nicht, ob ich sie wirklich umsetzen will.
➡️ Meine langjährige Tätigkeit hat sich in den letzten Monaten so verändert, das passt einfach nicht mehr, ich bin nur noch unglücklich. Gleichzeitig zieht mich etwas in mir, dass ich nicht in Worte fassen kann. Mir schießen alle möglichen Ideen durch den Kopf.
➡️ …
Dies ist eine kleine Auswahl von Gründen, mit denen sich Klient:innen bei mir melden.
Höre ich solche Aussagen, dann drängt sich schnell die Frage auf, ob Widerstand und Sehnsucht Geschwister des wirklichen Wollens sind? Ist es normal, beides in sich zu tragen?
Scheitern in meinem ersten Beruf
Die Krankenpflege war mein absoluter Traumberuf, den ich insgesamt 17 Jahre lang ausübte. Und ich bin in ihm gescheitert, was außerordentlich schmerzhaft und schambesetzt war. Logischerweise tauchte die Frage auf: Wie kann es weitergehen und was will ich tun?
Damals kannte ich weder so etwas wie Coaching, noch hatte ich in meiner Umgebung inspirierende Vorbilder, an denen ich mich hätte orientieren können. Frauen, in meinem damaligen Umfeld, arbeiteten entweder halbtags oder voll – aber nicht eine von denen, die ich kannte, hatte nochmal gänzlich umgesattelt.
Nach ca. einem dreiviertel Jahr hörte ich über eine Bekannte, dass es möglich ist, an einer Universität auch ohne Abitur zu studieren. Ich erfuhr von einem „Weiterbildenden Studium Frauenstudien“ – und war von einem Moment zum anderen angefixt.
Es war ein weiterbildendes Studium für Frauen, in dem Frauen auch ohne Abitur Zugang erhielten. Ein Beruf, aber auch eine Hausfrauentätigkeit reichten aus, um sich zu bewerben. Meine Chance, denn ich hatte kein Abitur.
Damals, in der 10. Klasse, bekam ich familiär wie auch schulisch keine Unterstützung, um Abitur zu machen. Trotzdem träumte ich als Jugendliche davon, zu studieren. Innenarchitektin und Sozialpädagogin standen zur Wahl.
Eine alte Sehnsucht war somit getriggert. Zu dieser Zeit war ich 39 Jahre (verheiratet und hatte drei schulpflichtige Kinder) und bekam die Gelegenheit zu studieren! Gleichzeitig tauchten in mir Ängste und erhebliche Widerstände auf: kann ich das, will ich das wirklich, was mache ich dann, usw. Da war der Konflikt, den so viele kennen: Widerstand und Sehnsucht – Geschwister des wirklichen Wollens?
Was half mir, mich zu entscheiden?
In meinem Fall war es mein Mann, mein Umfeld, das offensichtlich mehr in mir sah, als ich damals selbst zu sehen, in der Lage war.
Ich studierte fünf Semester lang Frauenstudien, absolvierte anschließend eine Einstufungsprüfung und konnte danach Erziehungswissenschaften studieren, welche ich mit 46 Jahren mit Diplom und einem guten Ergebnis abschloss.
Hätte ich damals gewusst, wie viele Menschen sich mit solchen Fragen und auch Ängsten herumschlagen, wie ich sie hatte, wäre ich sehr entlastet gewesen.
Widerstand und Sehnsucht – Geschwister?
Inzwischen wissen wir durch Forschungsergebnisse, dass Widerstände und Sehnsucht so etwas wie Geschwister darstellen. Auf der einen Seite treiben uns menschliche Sehnsucht und Neugier im Leben voran. Widerstände dagegen kommen häufig aus unserem Sicherheitsbedürfnis, dessen wertvolle Aufgabe es ist, uns vor unüberlegten Entscheidungen zu schützen.
Die gute Nachricht ist, dass beides in uns gleichzeitig auftaucht, normal und sogar gesund ist. Die Frage nach dem wirklich Wollen geht tief hinein und es ist sinnvoll, sich sorgfältig mit ihr auseinanderzusetzen.
Was kann helfen, herauszufinden, was ich wirklich will?
Stehst du vor ähnlichen Entscheidungen, können dir folgende Aspekte behilflich sein:
➡️ Akzeptiere, dass es normal ist, dass Ängste auftauchen, wenn eine Veränderung im Raum steht.
➡️ Verstehe, dass dein Gehirn bisherige Erfahrungen und damit tief sitzende Überzeugungen in die Zukunft projiziert, denn etwas anderes steht ihm nicht zur Verfügung. Deshalb ist es sinnvoll, sie kritisch zu hinterfragen.
➡️ Um entscheiden zu können, brauchst du neue Informationen und ggf. neue Bewertungen.
➡️ Je mehr Interesse oder noch besser Freude du an etwas hast, umso mehr lohnt es sich, diesen Aspekten Aufmerksamkeit zu schenken und in die Überlegungen für deine Zukunft einzubeziehen.
➡️ Wenn Freude und Interesse auftauchen, bist du nahe bei dir und deinen Werten.
➡️ Bist du ein:e Sprechdenker:in wie ich, dann sprich mit dir wohlwollenden Menschen, die wirklich zuhören, über deine Veränderungswünsche.
➡️ Bist du ein:e Schreibdenker:in so notiere alle Argumente, alle für und wider. Bewerte sie erst anschließend in ihrer Relevanz. Zeichnet sich ein Bild, eine Tendenz ab?
➡️ Zu tun, was dir entspricht, herauszufinden, was du wirklich willst, ist ein starker Motor, um ins Tun zu kommen.
➡️ Es ist eine weise und kluge Entscheidung, sich rechtzeitig mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Nicht zu warten, bis der Druck von außen kommt. Zeitnot ist immer ein schlechter Ratgeber.
➡️ Jedoch kann es eine gute Strategie sein, sich eine „Übergangsstelle“ zu suchen. Sie ermöglicht, in Ruhe an den eigenen Wünschen weiterzuarbeiten.
➡️ Genauso wichtig ist zu wissen, dass in einer neuen Stelle der bisherige Druck erst mal weg sein kann. Das kann verhindern, an dem wirklich wirklich Wollen weiterzuarbeiten. Bilde Gewohnheiten und zu dir passende Strategien, die dir helfen, an dem, wo du hinwillst, dranzubleiben.
Fazit
Aus der Rückschau bin ich heute froh, dass ich diesen Weg gegangen bin. Beide Berufe/Tätigkeiten entsprachen/entsprechen meinem wirklich wirklich wollen. Denn im Kern geht es mir immer um Menschen und um Verbindung. Neben zahlreichen anderen Motivationen, die mir am Herzen liegen. Heute bewege ich mich in einem Spielraum, indem ich mich mehrheitlich wohlfühle.
Wie ist es bei dir? Ist es an der Zeit, auf deine innere Stimme zu hören und deine Sehnsucht in Worte zu fassen?
Führe mit mir ein Kennlerngespräch. Es verpflichtet dich zu nichts und du kannst ihn Ruhe prüfen, ob mein spielerischer Ansatz, mit dem Wesenskernspiel, in seiner Leichtigkeit, das Richtige für deine berufliche Neuorientierung sind.
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